Diskussion über von Straßennamen im Bebauungsplangebiet „Westlich der Erzbergerstraße zwischen New-York-Straße und Lilienthalstraße“
Der Bebauungsplan ist verabschiedet und die Arbeiten haben begonnen. Die alten Gebäude (mit Ausnahme des Klivermarktes) auf dem nördlichen Teilstück wurden abgerissen und die Erschließungsarbeiten durch die Stadt laufen. Versorgungsleitungen für Wasser, Elektrizität und Abwasser werden verlegt. Der nördliche Teil des Baugebietes bekommt damit bereits eine neue Struktur. Es werden neue Straßen und Verkehrswege angelegt und damit stellt sich die Frage, wie diese künftig heißen sollen.
Das Stadtplanungsamt möchte für diesen Teil des Baugebietes die alten Namen der seinerzeitigen Benennung durch die US-Garnison fortführen und so auf die Gründung und Geschichte des Stadtteils hinweisen.
Der Bürgerverein setzt für eine Abkehr von historisierenden Benennungen ein. Dafür sprechen für uns aber folgende Gründe:
1. Es wäre gute neue kreative Vorschläge, die ganzheitlich das ganze neue Quartier und nicht nur das alte C-Areal betreffen, in die Diskussion einzubringen. Gerade Klima, Nachhaltigkeit und Natur spielen ja sowohl bei den Verlautbarungen der Stadt und auch beim Investor eine große Rolle.
Zu den Ideen des städtebaulichen Ideenwettbewerbs „Zukunft Nord“, an dem interdisziplinäre Planungsteams aus den Bereichen Städtebau und Stadtplanung, Landschaftsarchitektur und Freiraumgestaltung, Verkehrsplanung und Energie bzw. Nachhaltigkeit teilgenommen haben, würde auch eine zukunftsorientierte Straßenbenennung gut passen (weiterführende Informationen dazu auch im „Rahmenplan ZUKUNFT NORD“ herausgegeben von der Stadt Karlsruhe, Stadtplanungsamt 2016).
2. Die vorangegangene Nutzung des sogenannten C-Areals war keine Wohnbebauung, sondern war geprägt durch die Bebauung mit Versorgungsgebäuden, so dass hier keine historische Weiterführung notwendig ist. Mit der bisherigen „Ami“-Siedlung auf der östlichen Seite der Erzbergerstraße sind die amerikanischen Straßennamen weiterhin prägend und reichen sicher als „Nachweis“ einer engen gemeinsamen deutsch-amerikanischen Geschichte aus.
3. Der Verlauf fast aller Straßen im Baugebiet werden neu festgelegt. Zudem umfasst das Baugebiet nicht nur das C-Areal sondern auch eine große, bisher nicht bebaute Fläche im Süden. Hier sind mindestens 2 neue Quartierstraßen und viele neue Wohnwege geplant, die künftig auch einen Namen bekommen müssen. Hier ein Nordgebiet mit alten Straßennamen und einen Südteil nach anderen Kriterien zu benennen, ist niemanden zu vermitteln. Vielmehr sollte für das ganze Baugebiet nach einem klaren Konzept eine Benennung der Straßennamen angegangen werden.
4. Für das Gesamtgebiet bisher besonders prägend war, wenn man die Historie betrachtet, die ursprüngliche Nutzung als Flugplatz, vor allem aber die bedeutende Umwandlung des Flugfeldes in eine geschützte Flora-Fauna-Habitatfläche. Mit diesen Bezügen drängt sich eine neue Namensbenennung der Straßen im künftigen Neubaugebiet geradezu an. Einerseits könnten so die bisherigen Straßenbenennungen nach Flugpionieren aus Altertum bis Neuzeit (Ikarus, August Euler,Lilienthal )beispielsweise mit Namen von Flugpionierinnen (ja, die gibt es auch) ergänzt und der Bezug zu Natur- und Umweltthemen mit den Namen bedeutender Natur-, Artenschutz- oder Naturwissenschaftlerinnen vorgenommen werden.
5. Insbesondere könnten hierbei Frauen berücksichtigt werden, denn 9 von 10 Straßen mit Namensbezug in Karlsruhe sind bisher Männern zuzuordnen. So gibt sich hier auch die Möglichkeit, den Schiefstand bei der Namensvergabe etwas auszutarieren.
Auch die zukünftige Bezeichnung für das neue Quartier sollte bald gefunden werden. Die sperrige Bezeichnung „Westlich der Erzbergerstraße zwischen New-York-Straße und Lilienthalstraße“ aus dem Bebauungsplan bietet sich dafür nicht an. Und die Bezeichnung „Greenville“ aus der Vermarktung der künftigen Wohnungen aus dem C-Areal nimmt weder historischen noch örtlichen Bezug und ist nicht sehr aussagekräftig. Mit Blick auf das angrenzende Naturschutzgebiet „Am alten Flugplatz“ bietet sich dieser Name geradezu auch für das neue Quartier an. Zumal auch Nachhaltigkeit und Ökologie bei der Bebauung eine wichtige Rolle spielen sollen.
Ihre Meinung zu diesem Thema können Sie gerne an kontakt@bv-nordstadt.de mitteilen.
Gerhard Marx